Warum kleine Gruppen so kraftvoll sind

Manche Menschen haben eine Scheu vor Gruppen. Sie fürchten, sich zu blamieren, die Kontrolle zu verlieren oder von Gefühlen überrollt zu werden. Viele haben auch Angst, die Einzige mit «solchen Problemen» zu sein.

Doch genau hier liegt die Kraft einer heilsamen Gruppe: Wir erleben, dass andere ähnliche Sorgen oder Verletzlichkeiten haben. Und dass es nicht gefährlich ist, wenn Gefühle auftauchen – im Gegenteil: Sie dürfen da sein, ohne bewertet oder kritisiert zu werden.

Ich habe es selbst erlebt – in meiner Ausbildung zur Gestaltungs- und Maltherapeutin vor vielen Jahren. Zum ersten Mal durfte ich erfahren, wie wohltuend es ist, wenn ich mich mit meiner Unsicherheit zeige und nicht zurückgewiesen, sondern gesehen werde. Statt Scham entstand Mitgefühl.
Ein Satz, der mich seitdem begleitet:

Seit dieser Erfahrung wusste ich: Ich will mit Gruppen arbeiten.


Wir sind soziale Wesen

Die Forschung bestätigt, was wir intuitiv spüren: Wir Menschen sind auf Beziehung hin angelegt. Unser Gehirn verfügt über sogenannte Spiegelneuronen, die es uns ermöglichen, Gefühle, Stimmungen und Handlungen anderer mitzuempfinden. Das ist die Basis für Resonanz und Lernen.

Neue Gewohnheiten – wie eine Achtsamkeitspraxis – lassen sich viel leichter etablieren, wenn wir sie gemeinsam üben. Studien zeigen, dass soziale Unterstützung entscheidend ist, um dranzubleiben und Veränderungen langfristig in den Alltag zu integrieren.


Die Kraft der Gruppe

Teil einer Gruppe zu sein, hat viele Vorteile:

  • Wir müssen nicht alles allein erarbeiten. Wir dürfen voneinander abschauen und uns inspirieren lassen.
  • Wir sind unbewusst Vorbilder. Ohne es zu merken, geben wir mit unserer eigenen Art anderen Orientierung.
  • Wir erleben Würdigung, Anerkennung und Bestärkung. Dinge, die im Alltag oft fehlen.
  • Wir werden gesehen und gehört. Resonanz stärkt unser Selbstwertgefühl.
  • Wir helfen, Einsamkeit zu überwinden. Chronische Einsamkeit ist ein Risikofaktor für unsere Gesundheit – kleine Gruppen können wie ein Schutz wirken und neue Verbundenheit schaffen.

Viele Teilnehmerinnen erleben, wie stärkend es ist, wenn sie einander in ihrem Wachstum bestärken. In einem Frauenkreis oder einer kleinen Gruppe spüren sie: Ich bin nicht die Einzige.


Wenn Gruppen Angst machen

Natürlich gibt es Themen, die in einer Gruppe keinen Platz haben. Manches erfordert den geschützten Raum einer Einzelbegleitung oder Therapie. Und ja: Viel Leid ist auch in Gruppen entstanden – sei es in der Schule, in der Familie oder in anderen sozialen Kontexten.

Doch genau deshalb kann es so kraftvoll sein, in einem sicheren, wertschätzenden Rahmen neue Erfahrungen zu machen:
🪶 Gefühle dürfen da sein, ohne zu überrollen.
🪶 Jede Teilnehmerin bestimmt selbst, was sie teilen möchte – und wie tief ihre Reise geht.
🪶 Der Austausch ist ressourcenorientiert und respektvoll.

So entsteht Vertrauen. Und aus Vertrauen wächst Öffnung und Veränderung.


Gruppenarbeit ist kein Entweder-oder

Gruppen sind kein Ersatz für Einzelbegleitung – sie sind eine Ergänzung. Manche Themen brauchen mehr Raum, andere lassen sich in einer Gruppe leichter tragen.

Deshalb biete ich beides an:
🪶 Gruppen, in denen Verbundenheit, Inspiration und gemeinsames Lernen möglich werden.
🪶 Einzelbegleitung, wenn ein Thema tiefer, persönlicher oder flexibler bearbeitet werden möchte.


Mein Fazit

Kleine Gruppen sind für mich ein Schatz. Sie geben Halt, fördern Wachstum und wirken Einsamkeit entgegen. Vor allem aber schenken sie uns etwas, das wir alle brauchen: die Erfahrung, dass wir nicht allein sind.

«Allein bin ich stark – gemeinsam bin ich getragen.»


Sandra Baumann, Gestaltungs- und Maltherapeutin sowie Achtsamkeitstrainerin in der Natur
1. November 2025

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.